Sonntag, 16. Januar 2011

Reise in den Süden

Von meiner Gastfamilie wurde ich zu einer wunderbarern Rundreise durch den Süden eingeladen. Wir sind am Donnerstag losgefahren und die erste Station war Concepción. Auf dem Weg haben wir bei einem Restaurant angehalten und ich habe die ersten Humitas in meinem Leben gegessen. Das ist eine superleckere Masse aus Mais, Zwiebeln und Mehl, die in Maisblätter eingewickelt serviert wird.

In Concepción sind wir dann gleich abends auf Entdeckungstour gegangen, okay, eigentlich nur ich, denn alle kannten Concepción schon. Wir sind durch die echt schöne Stadt gelaufen und haben das Unigelände angeguckt. Dort sind wir uberraschend auf eine Tanz- und Gesangsaufführung über Lateinamerika getroffen. Die Bühne war in so etwas wie einem Amphitheater aufgebaut. Die Masse der Zuschauer war sehr gut gelaunt, hat mitgesungen und mitgentanzt.

Am nächsten Morgen wurde ich sehr unsanft früh morgens aufgeweckt. Es gab ein mittelstarkes Erdbeben und die Lampe in meinem Zimmer schwankte bedrohliche hin und her. Als wir dann frühstückten, haben mich als Ausländerin alle gefragt, ob ich denn sehr große Angst hatte. Doch das war gar nicht der Fall. Es war ja nicht mein erstes Erdbeben hier in Chile und außerdem faszinieren sie mich einfach.
Wir haben uns dann aufgemacht, um die Umgebung von Concepción zu erkunden. Als wir mit dem Auto auf dem Weg aus der Stadt waren, sind wir an der sogenannten "Zona 0" ("Zone null") vorbeigekommen. Das ist der Teil der Stadt, der von dem Erdbeben im Februar 2010 am stärksten betroffen war. Es war einfach angsteinflößend. Es gab ein Gebäude, das einfach in der Mitte durchgebrochen ist und eins bei dem die Balkone jetzt einfach schief im Hochhaus "hängen".

Wir haben einen Weg am Meer genommen und sind dann nach einer halben Stunde in Lota angekommen. Das ist eine Stadt des Bergbaus, da jetzt jedoch kein Bergbau mehr betrieben wird, gehört sie zu den ärmsten und sozial schwierigsten Städten Chiles. Wir haben uns da einen Park angeguckt, der in der goldenen Zeit des Bergbaus entworfen und errichtet wurde. Der Ehemann der Minenbesitzerin hatte ihn ihr zu Ehren erbauen lassen.
Es war ein wunderschöner Park mit Pflanzen aus aller Welt, mit Küstenzugang, einem Leuchtturm und einem wunderbaren Ausblick.

Am Nachmittag haben wir dann noch den Abstieg in eine der alten Minen gewagt. Meine kleine Gastschwester hatte erst echte Panik, ich jedoch nicht. Als ich dann aber den Aufzug sah, der uns 40 Meter nach unten bringen sollte, wurde mir auch etwas mulmig. Der sah sehr behilfsmäßig aus und auf keinen Fall sicher. Aber wir haben es doch sicher (wenn auch sehr ruckelig) nach unten geschafft. Dort wurden wir von einem alten Minenarbeiter herumgeführt und sind viel rumgelaufen (zum Teil auch unter dem Meer!). Wir waren alle mit einer Helmlampe ausgestattet und sonst gab es unten keinerlei Licht und keinerlei normalerweise bekannte Vorsichtsmaßnahmen. Der Minenarbeite bat uns dann an einer Stelle, alle das Licht auszustellen. Das war sehr beeindruckend, denn dort unter der Erde herrschte dann die absoluteste Dunkelheit. Man sah rein gar nichts und man hörte auf einmal viel mehr. Eine tolle Erfahrung.

Am Samstag haben wir dann einen sehr entspannten Strandtag gemacht. Wir sind morgens mit einem Teil der Familie, die in Concepción wohnt, nach Dichato gefahren. Dort sah man noch krassere Auswirkungen des Erdbebens und vor allem des Meerbebens. Die ganze erste Reihe der Häuser war einfach weg. Teilweise sah man noch den Grundriss, einen Herd oder eine Wand, doch der Großteil wurde einfach vom Meer weggespült. In der Stadt sahen wir auch ein Auto, das vor kurzem aus dem Meer gezogen worden war. Es war völlig zerstört. Sogar den Straßenhunden sah man Folgen an, vielen von ihnen fehlt eine Pfote.

Trotz dieses traurigen Anblicks hatten wir einen wunderbaren Tag. Wir haben frische Muscheln und Krebse gegessen, lagen in der Sonne und ich war das erste Mal im chilenischen Meer. Es war seeeehr kalt, denn das Wasser ist durch den Humboldtstrom saukalt.
Abends auf dem Rückweg haben wir noch auf einem Fisch- und Muschelmarkt angehalten und tütenweise Krebschen und Muscheln für das Abendessen gekauft.

Am nächsten Morgen sind wir um 4:00 Uhr aufgestanden und haben Concepción den Rücken zugewandt. Auf dem Weg immer weiter in den Süden, merkte man wie es immer grüner und bewaldeter wurde. Wir haben einen Zwischenhalt in Valdivia gemacht, dort haben wir auf wunderschönen Flüssen eine Bootstour gemacht. Valdivia liegt in der 9. Region, der Region der Flüsse und deshalb kann man kaum irgendwo hingucken ohne Wasser zu sehen.

Nach eine außergewöhnlichen Anfahrt (mit Blick auf drei schneebedeckte Vulkane) kamen wir abends in Puerto Varas an. Diese Stadt liegt in der 10. Region ( Region der Seen) und am See Llangihue.

Am nächsten Morgen sind wir früh losgefahren, denn es gab sehr viel anzugucken. Als erstes auf dem Plan stand ein Nationalpark, der die Saltos del Petrohue beinhaltet. Das sind Stromschnellen und Wasserfälle, die zwei verschieden hoch gelegene Seen verbinden. Der Nationalpark war wunderschön, das Wasser kristallklar und es hatte unglaubliche Kraft. Das einzige was den Aufenthalt verschlechtert, waren die Riesenbremsen. Wir kamen leider gerade in der Zeit, in der es diese Riesenbremsen gab und sie verfolgten einen sehr hartnäckig.

Als nächstes sind wir nach Puerto Montt und Angelmó gefahren, da waren wir auf einer wirklichen riesigen Fería (Markt mit typischen, handgemachten Produkten Chiles).
Am frühen Abend haben wir dann mit einem Schiff zur Insel Chiloé übergesetzt. Das ist die zweitgrößte Insel Südamerika (nach den Feuerländern im Süden Chile und Argentinien), eine sehr traditionsreiche und sagenumwobene Insel. Sie ist Teil der Küstenkordillera, die vorher schon eimal im Meer verschwindet. Dort sind wir ein bisschen rumgekommen und habe diese wunderschöne Insel mit kleinen süßen Häusern und tollen Stränden kennengelernt. Auf der ganzen Insel verteilt gibt es ganze 160 Kirchen!
Das war der südlichste Punkt unserer Reise und danach sind wir nur noch zurück in den Norden gefahren.

Auf der Rückweg haben wir noch einen Zwischenhalt am See Villarrica gemacht. Da hatten wir ein Ferienhaus am See und wir haben den ganzen Tag draußen verbracht. Vom Strand aus konnte man den Vulkan Villarrica sehen. Abends sind wir nach Pucon gefahren, das ist sozusagen die Partystadt im Süden Chiles. Viele Jugendliche aus ganz Chile versammeln sich da im Sommer und feiern. Die Stadt war schön, doch sehr touristisch.

Alles in allem war die Reise in den Süden eine tolle Erfahrung, denn ich bin mal ganz aus dieser Region um Santiago herausgekommen. Mir wurde erst richtig bewusst, wir vielseitig Chile eigentlich ist. Es ist wirklich beeindrucken, es gibt von allem etwas: Vulkane, Seen, Meer, Flüsse, Berge, Wüste...

Hier kommen jetzt ein paar Fotos der Reise!


































Samstag, 1. Januar 2011

Weihnachten!

Nach vielen Tagen voll mit Feiern und ständig vielen Leuten, finde ich jetzt mal wieder Zeit zu schreiben.

Als Weihnachten immer näher kam, hatte ich ein bisschen Angst, dass mich das Heimweh packen würde. Denn alle warnen einen immer, dass es Weihnachten am schlimmsten ist und so. Doch da alles einfach so anders war hier, hatte ich gar kein Heimweh...
In der Vorweihnachtszeit gibt es in Chile kaum Bräuche. Alle backen Kekse, aber es gibt keinen Adventskalender und nur sehr selten einen Adventskranz.


Am Heiligabend (regulärer Arbeitstag für alle!) haben wir bis mittags das ganze Haus auf Vordermann gebrachtu. Der Truthahn wurde vorbereitet, der Tisch schön gedeckt und die Geschenk unter den Tannenbaum gelegt. Ich habe Weihnachten nichts mit dem "viejito pascuero" (Weihnachtsmann)zu tun gehabt, denn es gab ja keine kleine Kinder in meiner Gastfamilie. Eine amerikanische Austauschschülerin hat aber zum Beispiel mit ihrer kleinen Gastschwester 2 Stunden draußen nach dem Weihnachtsmann gesucht!
Abends gingen wir dann zur Weihnachtsmesse. Das war auch sehr ungewohnt, denn anstatt wie sonst im Weihnachtsgottesdienst sehr zu frieren, wurde es in der überfüllten Kirche sehr sehr heiß.


Nach dem Gottesdienst haben wir im kleinen familiären Kreis ein sehr leckeres Abendessen mit Truthahn, kleinen Krokettenbällen und Salaten gehabt. Danach fing dann das Warten an, denn anders als in Deutschland kommt die Bescherung erst nach 12 Uhr. Wir haben uns in der Zwischenzeit mit der Tochter in den USA per Skype verbunden. Das war sehr nett und es war schön für ihre Eltern, denn sie hat Mitternacht mit uns verbracht. Das hat ihnen viel bedeutet.

Nach Zwölf wurden dann die Geschenke geöffnet und ich konnte endlich mein Weihnachtspaket aus Deutschland aufmachen! Als wir mit der Bescherung fertig waren, sind wir zu den Nachbarn gegangen, denn da gab es eine kleine Weihnachtsparty.

Der wichtigste Tag der Weihnacht hier ist der 1. Weihnachtstag, da haben wir ein großes Treffen der ganzen Familie in unserem Haus gehabt. Wir haben mal wieder groß gegessen, waren im Pool und hatten an diesem sonnigen Tag sehr viel Spaß zusammen.
Der 2. Weihnachtstag ist hier in Chile dann wieder ein ganz normaler Arbeitstag.